Lesungen vorbereiten: 8 Tipps für Autorinnen und Autoren

Also eines vorab: Lesungs-Profi  bin ich nicht. Aber ich habe in meiner Buchhändlerinnen-Zeit Lesungen organisiert, als Zuhörerin qualitativ sehr unterschiedliche Lesungen erlebt - und selbst schon das eine oder andere Mal als Autorin vor Publikum gelesen. Deswegen hier meine acht Lesungs-Tipps.

 

1. Lesungsdauer festlegen

Kapitel oder Textpassagen passend auswählen, dabei kurze Pause/n (bei Lesungen über 30 Minuten) sowie Zeit für Begrüßung und Schluss einplanen. Länger als eine halbe Stunde am Stück hört niemand konzentriert zu. Die Lesungszeit sollte insgesamt maximal eine Stunde betragen, plus Begrüßung und Schluss - gern auch etwas weniger, dafür am Ende ein Dialog mit dem Publikum.

 

2. Text für die Lesung bearbeiten.
Mut zur Straffung! Manche Passagen, die für die Gesamthandlung von Bedeutung sind, können im kurzen  Lesungskontext entbehrlich sein. Ich überlege immer: Was ist für die Zuhörenden in der begrenzten Lesezeit wirklich wichtig und spannend, was wirkt aus dem Gesamtzusammenhang gerissen vorgelesen vielleicht eher verwirrend oder langatmig?

 

3. Aus dem Buch lesen? Jein.
Wenn die Augen gut funktionieren und relativ wenig im Text gekürzt bzw. verändert wird, spricht nichts dagegen. Ich formatiere lieber den überarbeiteten Lesungstext neu, mit extra großer Schrift und Farbmarkierungen, und drucke ihn in DIN A4 für die Lesung aus.

 

4. Überarbeiteten Text einmal laut lesen
Beim Lesen unbedingt darauf achten, nicht zu schnell durchzujagen. Die Lesezeit stoppen und mit der geplanten Lesungsdauer abgleichen, ggf. anpassen.

 

5. Weitere Stimm- und Lese-Übungen einplanen
Später noch einmal betont lesen, um die Erzählstimme und ggf. Sprechstimmen für Passagen mit wörtlicher Rede anderer Personen zu finden. Farbige Markierungen und Hervorhebungen im Text und Sprachaufnahmen helfen dabei. Für noch mehr Sicherheit mit zeitlichem Abstand - und dann nochmal zwei Tage vor der Veranstaltung - mit Betonung lesen.

 

6. Licht und Ton

Frühzeitig klären, ob mit oder ohne Tontechnik gelesen wird. Bei Lesungen mit Mikro frühzeitig vor Ort einfinden und kurz proben. Ohne Mikro muss die Stimme trainiert sein, damit sie über längere Zeit mit genug "Volumen" durchhält. Am Leseplatz  sollte nicht nur eine spärliche Funzel leuchten, auf gutes Leselicht achten!

 

7. Gut bei Stimme?
Vor der Lesung auf Stimmhygiene achten. Schon Tage vorher ausreichend Wasser trinken und nicht zu scharf Gewürztes essen. Schokolade, Milchprodukte und Bananen können die Stimme "verschleimen", deswegen am Lesungstag lieber meiden, ebenso wie adstringierende Tees. Bei der Lesung sollte das obligatorische Wasserglas (mit stillem Wasser) bereitstehen - aber wer gut hydriert ist, die Stimme trainiert hat und Tricks zur Anregung des Speichelflusses gegen den "trockenen Mund" kennt, muss zwischendurch nicht trinken, sondern nur in der Pause.

 

8. Lampenfieber in den Griff bekommen
Atem- und Entspannungsübungen helfen - und auch die Gewissheit, durch Stimm- und Lesetraining super vorbereitet zu sein. Meist verfliegt die Nervosität schon beim ersten gelesenen Satz. Dann schön akzentuiert weiterlesen und im Zweifel lieber langsam als zu schnell durchrattern! Kleine Versprecher sind nicht schlimm, es ist eine Live-Lesung und nobody's perfect!