Leseprobe "Für die Katz" (Outtake)

 

Der Perspektivwechsel zur Zimmerwirtin schaffte es nicht in die finale Fassung.

 

Ich hatte das 4. Kapitel zum Teil aus der Sicht von Wiebke Janssen geschrieben. Eine meiner Testleserinnen empfand das so, als hätte Wiebke sich zu sehr hineingedrängt. Im Nachhinein musste ich ihr recht geben, denn im ersten Fall passte es einfach noch nicht. Aber die Wirtin bekommt schon noch ihre größeren Auftritte.

 

Die Szene habe ich aufbewahrt. Wer "Für die Katz" gelesen hat, wird Bruchstücke wiedererkennen, die ich abgewandelt übernommen habe. 

 

Viel Spaß mit dem kleinen Outtake aus dem Kapitel Jadebusen!

 

 ***

 

Das war ja ein Ding. Diebstahl und Drogen!

Die Neugier ließ Wiebke Janssen keine Ruhe.  Als sich die Finks eine Stunde später verabschiedeten, fragte sie beiläufig: »Zufällig habe ich eben beim Abräumen etwas von ihrem Telefongespräch mitbekommen. Bei Ihnen wurde doch wohl hoffentlich nicht eingebrochen?«

»Nein, bei uns nicht, bei einer Bekannten« klärte Frau Fink sie auf. »Die Züchterin, bei der ich zwei Kätzchen reserviert habe. Das ist eine längere Geschichte …«

»Aber die erzählen wir Ihnen ein anderes Mal. Jetzt müssen wir wirklich los, noch sind die Straßen leer«, fiel Herr Fink seiner geschiedenen Frau ins Wort, wobei er demonstrativ auf die Armbanduhr tippte.

 

Sieh an, der lammfromme Herr Fink konnte energisch werden, wenn er wollte. Und das ausgerechnet jetzt. Schade, dass er die Sache abgekürzt hatte und nun nichts Weiteres in Erfahrung zu bringen war. Ihre Enttäuschung hinter einem verständnisvollen Lächeln verbergend, sagte Wiebke: »Das ist wohl wahr, im Stau stehen kann ja keiner gebrauchen.«

 

Nun denn, sollten sie mal talwärts fahren. Es hieß, Reisende solle man nicht aufhalten. Das galt für Abreisende wahrscheinlich gleichermaßen. Sie mussten natürlich die volle Summe für vierzehn Tage zahlen, obwohl sich theoretisch beide Zimmer für eine Übernachtung von Freitag auf Samstag neu vermieten ließen.

Was das gebuchte Candle-Light-Dinner anbelangte, das die Finks nun abends nicht mehr einnehmen würden: Das war zu verschmerzen. Wiebke machte sich keine Sorgen, dass der Tisch unbesetzt bliebe. Daran würde sicher ein anderes Paar Platz nehmen. Allerdings war sie untröstlich darüber, nun vorläufig nicht zu erfahren, ob und falls ja wann die Finks etwas ganz Besonderes zu feiern haben würden. Dazu hätte sie die beiden beim Verdauungsschnaps gern befragt.

 

Aus den Augenwinkeln sah sie Agnes, die gerade einen Rollwagen mit Handtüchern und Bettwäsche durch den Flur schob, und rief ihr zu: »Nimmst du dir nach dem Frühstück zuerst das Hafenzimmer und dann das Wattzimmer vor?«

»Die sind aber erst morgen früh fällig!«, protestierte Agnes.

Wiebke schickte einen Stoßseufzer gen Himmel. Agnes war ein patentes Zimmermädchen, aber sie neigte zu einer gewissen Sturheit und musste jede Anweisung hinterfragen. »Tanterlatant, es gibt eine Planänderung. Die Wuppertaler Gäste reisen schon heute ab. Sieh zu, dass die Zimmer tipptopp sind, dann kann ich sie neu belegen.«